Zinsportale für Tages- und Festgelder – sinnvoll in der Niedrigzinsphase?

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In Teilen ist das Verhalten vieler Anleger in der Niedrigzinsphase etwas paradox. Auf der einen Seite wissen die meisten Menschen mittlerweile, dass es für sehr sichere, verzinsliche Anlageformen wie dem Festgeld, dem Tagesgeld oder auch den Spareinlagen, kaum noch eine nennenswerte Verzinsung gibt. Auf der anderen Seite entscheiden sich trotzdem viele Anleger dafür, ihr Geld weiterhin auf einem Spar-, Tages- oder Festgeldkonto zu belassen. In dieser Situation kommt häufiger die Frage auf, ob es sich nicht bei einem Zinsportal um einen guten Mittelweg zwischen hoher Sicherheit auf einem Tages- und Festgeldkonto sowie einer dennoch akzeptablen Rendite handeln könnte.

Tages- und Festgeldzinsen in Deutschland auf dem Tiefpunkt

In Deutschland bewegen sich sowohl die Zinsen für Spareinlagen als auch auf Tages- und Festgeldkonten schon seit geraumer Zeit auf einem Tiefpunkt. Je nach Bank und konkretem Angebot erhalten Anleger zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto selten einen höheren Zins als 0,6 Prozent. Auf dem Festgeldkonto sind zwar noch etwas höhere Zinsen möglich, aber auch nur dann, wenn Sie Ihr Geld für mehrere Jahre binden. Die durchschnittliche Rendite auf Tages- und Festgeldkonten reicht demzufolge bei deutschen Banken nicht einmal aus, um damit die Geldentwertung in Form der Inflationsrate abdecken zu können. Das bedeutet, dass Anleger reale Kapitalverluste erleiden.

Zinsportale: Geldanlage im Ausland

Aufgrund der zuvor beschriebenen Situation entscheiden sich Anleger mitunter dafür, Geld über sogenannte Zinsportale zu investieren. Mittlerweile gibt es mehrere dieser Portale am Markt, bei denen in erster Linie ausländischen Banken ihre Angebote aus den Bereichen Tages- und Festgeldkonten unterbreiten. Anleger haben also über diese Zinsportale die Möglichkeit, ihr Geld auf einen ausländischen Tages- oder Festgeldkonto anzulegen.

Wie funktionieren Zinsportale in der Praxis?

Zinsportale zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie relativ einfach funktionieren. Im ersten Schritt verschafft sich der Anleger auf der Website des Portals einen Überblick über die aktuellen Angebote. Meistens kann mindestens selektiert werden, ob die Angebote aus dem Bereich Tagesgeld oder Festgeld angezeigt werden sollen. Ferner haben Anleger manchmal die Möglichkeit, nach Ländern auszuwählen oder nach bestimmten Banken gezielt zu suchen.

Wer sich für eines der Angebote entscheidet, eröffnet auf dem Zinsportal ein Konto und gleichzeitig wird bei der ausgewählten Bank ebenfalls ein Tages- oder Festgeldkonto eröffnet. Dorthin überweist der Anleger anschließend die gewünschte Anlagesumme, beispielsweise 10.000 Euro. Der weitere Ablauf ist wie bei jedem inländischen Tages- oder Festgeldkonto. Das Guthaben wird verbucht und in regelmäßigen Abständen verzinst. Die näheren Konditionen sollten Sie dem entsprechenden Angebot entnehmen, wie zum Beispiel die Festlegedauer oder sonstige „Einschränkungen“.

Fallen die Guthaben in den Bereich der Einlagensicherung?

Eine wichtige Frage im Zusammenhang mit Zinsportalen und gleichzeitig ein Unterschied zwischen den Anbietern kann darin bestehen, ob das investierte Geld auf dem entsprechenden Tages- oder Festgeldkonto unter die gesetzliche Einlagensicherung fällt. Diesbezüglich lassen sich die Portale in zwei große Gruppen einteilen. Auf der einen Seite gibt es Zinsportale, die ausschließlich solche Angebote von Banken veröffentlichen, die in einem EU-Staat ihren Hauptsitz haben. Das ist gleichbedeutend damit, dass die innerhalb der EU vorgeschriebene gesetzliche Einlagensicherung greift.

Die andere Gruppe von Zinsportalen hat zwar in erster Linie ebenfalls Tages- und Festgeldangebote ausländischer Banken auf ihrer Website, die innerhalb der EU ansässig sind. Darunter mischen sich allerdings auch schon einmal Angebote von Banken, die nicht dem EU-Raum zugehörig sind. In diesem Fall besteht für den Anleger weniger Sicherheit, da die gesetzliche Einlagensicherung nicht greift.

Wie gut sind die Zinsportale wirklich?

Das schlagende Argument für Zinsportale besteht darin, dass die Anleger auf den gewählten Tages- oder Festgeldkonten einen höheren Zinssatz als bei deutschen Banken erhalten. Das trifft zwar aktuell auf die meisten Angebote der Zinsportale zu. Allerdings ist die Zinsdifferenz zu den Angeboten deutscher Kreditinstitute meistens nicht so groß, wie sich viele Anleger vielleicht erhoffen. Aktuell zum Beispiel finden sich bei den Angeboten auf Zinsportalen – zumindest die europäischer Banken – selten Zinssätze von mehr als 1,5 Prozent.

Die meisten Zinsangebote im Tagesgeldbereich belaufen sich sogar auf unter einen Prozentpunkt. Der Zinssatz ist also selten mehr als ein Prozent höher als derjenige Zins, den eine deutsche Bank für Tages- oder Festgeldeinlagen im Durchschnitt zahlen. Ob es sich wegen diesem relativ geringen Mehrertrag lohnt, extra auf dem Zinsportal ein Konto zu eröffnen und Geld bei einer ausländischen Bank zu investieren, kann nur jeder Anleger für sich individuell entscheiden.

Für wen sind Zinsportale eine gute Option?

Eine gute Anlagelösung bieten Zinsportale insbesondere für Anleger, die tatsächlich unbedingt bei einer Tages- oder Festgeldanlage bleiben möchten, da diese Anlageform äußerst sicher ist. Trotzdem möchten die Anleger zumindest für die Tages- oder Festgeldanlage einen höheren Zins als in Deutschland erzielen. Dann ist es tatsächlich sinnvoll, sich auf einem Zinsportal umzusehen, um zum Beispiel ein Festgeld- oder Tagesgeldkonto bei Banken aus den folgenden Ländern zu eröffnen:

  • Griechenland
    Irland
    Portugal
    Italien
    Luxemburg
    Rumänien

Ein Vorteil ist, dass in diesen Fällen ebenfalls die gesetzliche Einlagensicherung greift. Nur unter der Voraussetzung, dass Sie mehr als 100.000 Euro investieren möchten, sollten Sie sich näher mit dem Sicherungssystem der entsprechenden Länder auseinandersetzen. Daher sollten Sie sich ebenfalls fragen, ob Sie dem jeweiligen Staat überhaupt zutrauen, im Fall des Falles, nämlich bei einer Bankeninsolvenz, trotzdem die Anlegergelder zurückzahlen zu können.

Sonderkonditionen auf Zinsportalen: Meistens mit Einschränkungen verbunden

Manche Anleger entscheiden sich auch deshalb für Zinsportale, weil es bei den ausländischen Banken zeitlich befristete Sonderkonditionen gibt. Das bedeutet, dass der Kunde beispielsweise in den ersten sechs Monaten auf seinem Tagesgeldkonto einen etwas höheren Zinssatz von zum Beispiel 0,9 statt 0,6 Prozent erhält. Allerdings sind diese Sonderkonditionen oftmals mit Einschränkungen verbunden. Diese können darin bestehen, dass das Geld zum Beispiel sechs Monate auf einem Tagesgeldkonto verbleiben muss oder eine Mindestanlagesumme von beispielsweise 10.000 Euro zu beachten ist. Diesbezüglich sollten Sie sich daher fragen, ob der meistens ohnehin geringere Zinsaufschlag es Wert ist, sich mit den genannten und anderen Einschränkungen abzufinden.

Fazit: Zinsportale meistens nicht besonders attraktiv

Als ein Fazit lässt sich zu Zinsportalen festhalten, dass diese mit den jeweiligen Angeboten der ausländischen Banken häufig aus Sicht der Anleger nicht so attraktiv sind, wie man es sich erhofft. Zwar zahlen viele ausländische Kreditinstitute einen etwas höheren Zins als die deutschen Banken. Die Differenz bewegt sich allerdings meistens im Bereich zwischen 0,5 bis 1,2 Prozent. Daher sollten sich Anleger die Frage stellen, ob es nicht viel sinnvoller ist, einen Teil des Kapitals anders als auf einem Festgeld- oder Tagesgeldkonto zu investieren, beispielsweise in Fonds oder Aktien.

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BG Autor